Kirchen: Gemeinde Tiefenbach

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St. Oswald Kapelle
St. Oswald Kapelle

Kapelle St. Oswald

Die kath. Filialkapelle St. Oswald in der Dorfmitte, wo schon 1353 ein Vorgängerbau bezeugt ist, geht zumindest in ihrem östlichen Teil, dem eingezogenen, dreiseitig schließenden Chor, auf das Jahr 1414 zurück. Das sattelgedeckte Rechteckschiff entstammt im wesentlichen dem 18. Jahrhundert. Es ist flachgedeckt und mit einfachen Rahmenprofilen versehen. Der auf unten abgeschrägten Kämpfern ruhende Rundbogen bewahrt ein gotisierendes Triumpfkreuz. Im marmorierten Altar oben noch ein Barockbild mit Gottvater. Das Wappen erinnert an die Buchauer Fürstäbtissin Maximiliana von Stadion (1775 - 1803). Das Hauptgemälde - Maria, St. Oswald und Antonius - trat vor rund 100 Jahren an die Stelle eines mittlerweile nicht mehr auffindbaren Bildes. Andere Darstellungen zeigen eine Beweinung Christi und St. Sebastian, ausgeführt durch Abraham von Diepenbeek (1596 - 1675), Halbfiguren von Propheten oder Aposteln (17. Jh.), den Kreuzweg Jesu (um 1750) und Tiefenbacher in Sturmnot auf dem Federsee (21.6.1803).

Dazu kommen weitere Heiligenfiguren: eine sitzende Muttergottes, St. Christopherus und Sebastian - alle drei Ulmer Werke des Multscherumkreises (um 1440); der Apostel Andreas und St. Oswald im Schnitzstil Johann Joseph Christians (um1745), der für Seekirch wiederholt gearbeitet hat; und eine spätbarocke Pieta (um 1775/80) Im haubengedeckten Dachreiterchen hängen außerdem zwei Minuskelglocken von 1570 und 1757

Informationen zu Gottesdiensten und Aktuellem in der Seelsorgeeinheit Federsee finden Sie hier.

Neben der katholischen Kirchengemeinde gibt es auch die in Bad Buchau ansässige evangelische Kirchengemeinde. Nähere Informationen finden Sie hier.

250 Jahre Tiefenbacher Wallfahrt nach Steinhausen

Alljährlich pilgern die Tiefenbacher am Samstag nach Christi Himmelfahrt zum Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes nach Steinhausen. Von Generation zu Generation wurde überliefert, ein Gelöbnis nach einer schrecklichen Seuche sei der Anlass zu diesem Gang an den Ort, wo seit dem 15. Jahrhundert das Bild der Schmerzensmutter verehrt wird und wohin Wallfahrten entstanden, die nach den Wirren des 30-jährigen Krieges als die Schweden 1640 auch in Tiefenbach hausten, neu belebt wurden. Später sollte es fast noch furchterregender kommen.

Der Seekircher Pfarrer Rochus Raff berichtet 1752 von schrecklichem Unheil: Ein Tiefenbacher „Gemeinder“ kaufte ein von einer Seuche angestecktes Rind, das rasch andere Tiere infizierte, wodurch ein Gutteil des Viehs im Dorf eingebüßt wurde. Um eine Verbreitung der Seuche zu verhindern, sperrten die Seekircher die Markungsgrenze, was tatsächlich dieses Unheil verhinderte. Zu alledem gab es in der Warthauser und Marchtaler Herrschaft in dieser Zeit unsägliche Unwetter. Oftmals war das Läuten des Seekircher Lorettoglöckleins (es wurde 1745 gegossen, das Tiefenbacher erst 1757) letzte Hoffnung.

In ihrer großen Not baten die Tiefenbacher den Pfarrer von Oggelshausen, das zur Herrschaft des Klosters Schussenried zählte, um die Segnung mit dem hochverehrten Magnusstab des Klosters, der bis heute kostbarsten Reliquie der einstigen Abtei vorzunehmen, mit der bis in die Gegenwart beim „Mangenfest“ die Menschen gesegnet werden. Auf diesem furchtbaren Hintergrund entstand die Wallfahrt der Gemeinde Tiefenbach zur Muttergottes nach Steinhausen, die stets in der Verantwortung des Amanns (später des Schultheißen und Bürgermeisters) gestanden und wofür für das Mitpilgern dem Pfarrer, Mesner, Fahnenträger und den Ministranten eine Besoldung von der Gemeinde zukam, die erst 1995 abgelöst wurde.

Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – etwa am Kriegsende 1945 – konnte die Wallfahrt alljährlich durchgeführt werden. In den Jahren des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges fand eine überdurchschnittliche Teilnahme statt, wobei sich auch die anderen Teilgemeinden der Pfarrei mehr und mehr beteiligt haben. Wenn die Steinhauser Wallfahrt auch nicht als älteste in der Pfarrei nachgewiesen ist, so ist sie doch die beständigste geblieben, denn die seit 1600 am 26. Juni durchgeführte Bussenwallfahrt der Seekircher wird 1821 letztmals erwähnt.

Die kostbare Tradition der Tiefenbacher Wallfahrt verdiente nach 250 Jahren eine besondere Würdigung, was auch beim Jubiläumsgang 2006 durch zahlreichen Besuch zum Ausdruck kam.

verst. Prälat Paul Kopf

Das Wetterglöcklein in Tiefenbach

Am 04. August 1757, wurde das hoch oben auf dem Turm angebrachte Wetterglöcklein in Rom durch Papst Benedikt XIV. geweiht. Eine vom Päpstlichen Sekretär Michelius unterzeichnete Urkunde mit Papiersiegel im Pfarr-archiv Seekirch gibt nähere Auskunft. Wegen seines an der Flanke angebrachten Wappens mit Maria von Loreto und ihrem heiligen Haus wird diese Glocke auch Loretoglöcklein genannt und weist damit auf die damalige Blütezeit der Marienverehrung hin, die vor allem von den Jesuiten gefördert wurde. Deren Einfluss reichte über die Universität Dillingen, an der zahlreiche Patres und spätere Äbte der Prämonstratenserabtei in Obermarchtal studierten, bis in unsere Gegend.

 

Die Glocke mit 30 cm Höhe und einem Gewicht von 35 kg trägt außerdem die Inschrift der Patrone St. Oswald und Antonius von Padua. Als Stifter sind Joseph Miele und Andreas Haller aus Tiefen-bach aufgeführt. Der deutsche Pilger Matthäus Majer, wohl ein Berufs-pilger, da er 1745 auch die Seekircher Loretoglocke überbrachte, hat die Glocke, die nach der Stifter Willen auch mit einem Ablass für die Lebenden und Verstorbenen der Pfarrei versehen wurde, nach Tiefen-bach transportiert. Seiner Erfahrung mit dem Wallfahrtswesen ist wohl die genaue Beurkundung zu verdanken. Noch 1757 wurde die Glocke auf dem Kapellenturm aufgehängt. Beim Umbau der St. Oswald-Kapelle 1760 mit der Erhöhung des Turms wurde das Glöcklein ausgebaut, nach Seekirch gebracht und 1761 auf dem nun erhöhten Turm angebracht. Seit dieser Zeit läutet das Glöcklein, denn besondere Umstände bewahrten es vor der Ablieferung in den Weltkriegen.

 

1917 wurde das Glöcklein verschont, weil kein direkter Zugang dorthin führte und der Aufwand zum Abhängen größer gewesen wäre, als der Gewinn für Geschütze oder Kanonenkugeln. 1942 traf dasselbe zu. Als einzige Glocke durfte sie den Zweiten Weltkrieg überleben und musste die Dienste der zwei anderen größeren abgelieferten Glocken bis 1948 übernehmen. An dieser Glocke hängt der jahrhundertelang bezeugte Glauben unserer Vorfahren, schreibt Prälat Paul Kopf, der die Geschichte dieser Glocke erschlossen hat. Bisher galt die mündliche Überlieferung, dieses Glöcklein sei in Rom hoch geweiht und damit ein besonderer Schutz und Segen bei Blitz, Hagel und Ungewitter, die nach den Berichten von damals gerade vor 250 Jahren verheerend wirkten.

Die Geschichte des Wetterglöckleins von Tiefenbach ist ein gutes Beispiel, wie mündliche Überlieferung der geschichtlichen Wirklichkeit, wenn dieselbe offenkundig wird, standhält. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch im Heimatbuch.

SOS auf dem Federsee - St. Oswald